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Latexfarben? Anwendungsbereiche bitte vorher prüfen!
Als Latex bezeichnet man den Milchsaft des Kautschukbaumes bzw. eine Emulsion aus Kautschuk und Wasser. Mischt man Latex als Bindemittel mit Farbpigmenten erhält man eine streichfähige Emulsion, die sog. echte Latexfarbe. Charakteristische physikalische Eigenschaften dieser Farbengruppe sind vor allem
- Wasserbeständigkeit und damit Abwaschbarkeit
- Wasserdampfundurchlässigkeit
- Elastizität
- Verdünnbarkeit mit Wasser
Nicht zuletzt wegen hoher Kosten des Grundmaterials und der Verarbeitungsprozesse sind echte Latexfarben heute weitestgehend von Produkten gleichen Namens auf Basis von Dispersionsfarben abgelöst worden, bei denen als Bindemittel Kunstharze eingesetzt werden. Gravierend für die Palette der Anwendungsbereiche ist dieser markttechnisch begründete „Etikettenschwindel“ nicht, da die wichtigsten positiven Eigenschaften der echten Latexfarben auch bei den neuen Produkten erhalten geblieben sind, insbesondere die Strapazierfähigkeit des Materials und seine Wasserbeständigkeit.
Ein gravierender Nachteil der früheren echten Latexfarben war die mangelnde Wasserdurchlässigkeit und damit die Atmungsfähigkeit des Untergrunds. Dieser Mangel hat in der Vergangenheit zu erheblichen Problemen in Außenbereichen geführt, da von innen nach außen diffundierende Feuchtigkeit an der Grenzschicht zwischen Farbe und Untergrund nicht entweichen konnte und nach einer gewissen Zeit hässliche Blasenbildungen entstehen ließ.
Ein normalerweise durchaus mögliches Überstreichen kam dann nicht mehr infrage. Vielmehr musste die gesamte Latexfarbschicht vom Untergrund abgelöst werden, was jedoch häufig große Schwierigkeiten bereitet hat. Je nach Untergrund konnte es gelingen, die Schicht wie eine Kunststofffolie abzuziehen, in vielen Fällen half jedoch nur das Abschlagen des Putzes oder das Erhitzen der Farbschicht mit einem Brenner und Abschichten mit einem Spachtel. Heutige Produkte haben deutlich günstigere Diffusionseigenschaften. Bei zu dicker Auftragung können jedoch die genannten Effekte nach wie vor nicht ausgeschlossen werden. Die Verwendung in Außenbereichen sollte deshalb stets sehr sorgfältig geprüft werden.
Latexfarben können hingegen das Mittel der Wahl für diverse Anwendungen in Innenbereichen sein, insbesondere dort, wo die problemlose Schmutzentfernung der Oberflächen eine Rolle spielt. Dies gilt allgemein für stark frequentierte öffentliche Räume, aber z.B. auch für Badezimmer und Küchen in Wohnbereichen. Die Oberflächenstrukturen reichen von seidenmatt bis stark glänzend (z.B. Zenit PU 60). Latexfarben haben eine vergleichsweise glatte Oberfläche, die eine nachhaltige Aufnahme von Schmutzpartikeln und Bakterien weitestgehend vermeidet. Die Neigung zu Schimmelpilzbildung ist wegen der nicht vollständigen Versiegelung relativ gering und kann durch Zusätze noch weiter reduziert werden. Zu beachten ist, dass als Außenfarbe deklarierte Produkte wegen möglicher Schadstoffbelastungen auf keinen Fall in geschlossenen Räumen verwendet werden sollten.
Verarbeitung
Moderne Latexfarben gibt es mittlerweile in verschiedenen Grundfarben, die mit Abtönfarben kombinierbar sind. Bei der Verarbeitung treten keine besonderen Schwierigkeiten auf. Als Untergründe kommen vorwiegend Putz, Beton, Gipskarton, aber auch Rauhfasertapeten und sogar Holzprodukte infrage.
Zunächst ist der Untergrund von Rückständen zu befreien, Risse und Löcher sind durch Verspachtelung zu schließen. Auf den so vorbereiteten Untergrund wird eine Grundierung aufgetragen, welche aus einer Kombination aus Wasser und Latex- Bindemittel besteht. Die Trocknungszeit beträgt ca. eine Stunde. Danach kann der eigentliche Farbauftrag erfolgen.
Der Untergrund bestimmt bis zu einem gewissen Grade auch die idealerweise einzustellende Konsistenz (Viskosität und Pigmentdichte) des Farbmaterials. Die Einstellung kann durch Mischung mit Wasser in weiten Bereichen variiert werden. Soll beispielsweise die Struktur von Rauhfasertapeten nach dem Farbauftrag noch gut sichtbar bleiben, empfielt sich eine eher dünnflüssige Konsistenz. Bei der Verdünnung sollte man mit einer Wasserzugabe von ca. 3% des Farbvolumens beginnen. Sehr wichtig ist dabei eine gute Durchmischung, etwa mit einem Rührstab oder mit einem motorbetrieben Quirl. Gegebenenfalls sind kleinflächige Probeanstriche sinnvoll.
Andererseits kann es bei grobporigen Untergründen (z.B. Putz oder Beton) durchaus erforderlich sein, mehrere Anstriche übereinander vorzunehmen, um den gewünschten Deckungsgrad zu erreichen.
Will man Latexfarben mit Wand- oder Dispersionsfarben überstreichen, so sind die Latexflächen zunächst mit Schleifpapier anzurauhen, um die Oberfläche zu vergrößern und damit die Pigmentaufnahmefähigkeit zu erhöhen. Dies gilt insbesondere für stark hochglänzende Latexuntergründe.
Sicherheitshalber sollte man Schutzkleidung in Form von Handschutz und Mundschutz während der Farbaufbringung tragen.